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Religion
Kirche "St. Stephani" in Ottersleben:
Magdeburg als stärkste preußische Festung beherbergte während des Siebenjährigen Krieges (1756-1736) die Familie Friedrichs des Großen, als Potsdam für die königliche Familie nicht mehr sicher genug war. Der Ottersleber Großbauer und Dorfrichter Koch lädt die Königinmutter zur Hochzeit seines Sohnes nach Ottersleben ein. Koch spart weder Kosten noch Mühen: Für die Königin wird ein Thron aus rotem Samt errichtet. Für den königlichen Besuch wird eine besondere Tafel bereitet.
Der heilige Stephanus gilt als der erste Märtyrer der Christenheit. Geboren etwa um die Zeit der Geburt Jesu, gehört er zu den sieben Diakonen, die von den zwölf Aposteln durch Handauflegung geweiht werden, um die Jünger Jesu, die Apostel, in ihrer Arbeit zu entlasten. Stephanus erweist sich als hervorragender Prediger und kommt, weil sich die Schar der Anhänger des neuen Glaubens, unter seiner Predigt vermehrt, bald mit der Obrigkeit in Konflikt. Er wird um das Jahr 40 n. Chr. der Gotteslästerung angeklagt und vor den Toren Jerusalems entsprechend dem Urteilsspruch gesteinigt.
Kunstwerke
Ein Epitaph von 1510 ist das älteste Kunstwerk in der St. Stephani-Kirche. Aus dem 16. Jahrhundert sind noch einige weitere Grabplatten in der Kirche zu sehen. Der Barockaltar von 1703, eine Arbeit des Bildhauers Michael Helbig aus Helmstedt und des Malers Matthias Haber aus Halberstadt, ist sehenswert. Er besteht aus zwei Teilen, den Gemälden, die Abendmahl und Beweinung Jesu zum Gegenstand haben, sowie dem Aufsatz mit verschiedenen Holzplastiken (Kreuzigungsszene, links und rechts zwei Heilige: Der heilige Mauritius als Schutzpatron des Doms und der heilige Stephanus als Namenspatron der Kirche).
Baugeschichte
Ein Baudatum der Kirche ist nicht bekannt. Zwischen 800 und 900 gründet Bischof Hildegrim von Halberstadt in diesem Bistum etliche Missions- und Taufkirchen. Sie alle sind dem heiligen Stephanus geweiht. Eine erste Erwähnung der Kirche, die außerhalb des damaligen Ortes auf einer Anhöhe steht, ist in einer Urkunde aus dem Jahre 1205 auszumachen. Zwischen 1100 und 1200 wird St. Stephani als Wehrkirche umgebaut. Nach 1307 lässt Erzbischhof Burchard III. die Befestigungen von Kirche und Dorf ausbauen. Im Lauf der nachfolgenden Auseinandersetzungen und der Belagerung durch die Magdeburger wird die Kirche allerdings wieder schwer beschädigt. Der Wiederaufbau findet in den Jahren 1309-1316 statt. Die Magdeburger müssen dazu eine Entschädigung von 1000 Mark leisten. Der Erzbischof, der während der Ottersleber Auseinandersetzungen noch mit heiler Haut davonkommt, wird übrigens etliche Zeit später im Magdeburger Rathauskeller erschlagen. Die Stadt wird darauf in Acht und Bann gelegt. Mitte des 16. Jahrhunderts erfolgt der Umbau zur gotischen Hallenkirche. Im Dreißigjährigen Krieg erleidet die Kirche starke Beschädigungen. 1656 erfolgt der Wiederaufbau. Während der napoleonischen Zeit dient sie französischen Soldaten als Lagerhalle. Erst 1872 kann sie wieder in Stand gesetzt werden. Der romanische Turm wird dreimal erhöht. 1980 erfolgt der Einbau einer Winterkirche im südlichen Seitenschiff. In den neunziger Jahren werden die wunderschöne Kassettendecke erneuert, der Dachstuhl gesichert und die Dächer neu eingedeckt. Die von David Hamann aus Schönebeck im Jahre 1806 erbaute Orgel gehört zu den ältesten, noch spielbaren Orgeln, Magdeburgs. Die Orgel wurde von Orgelbaumeister Jörg Dutschke, Salzwedel, restauriert und mit einem Gottesdienst am 18. September 2010 wieder in Dienst genommen.
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Kirche"St. Johann der Täufer"in Klein Ottersleben:
Johannes kommt als Name aus dem Hebräischen und heißt: "Gott hat sich erbarmt". In der Kindheitsgeschichte Jesu, wie sie der Evangelist Lukas in seinem gleichnamigen Evangelium im Neuen Testament erzählt, wird Johannes der Täufer ein halbes Jahr vor Jesus geboren. Er gilt als der Gottessprecher, der vor Jesus kommt. In den Evangelien des Markus, Matthäus und auch bei Lukas wird Johannes als der Prediger in der Wüste vorgestellt. Hier ruft er jedermann auf, seinen bisherigen Lebensweg zu bereuen und ein neuer Mensch zu werden. Als äußeres Zeichen für diese Umkehr bietet er die Taufe im Fluss Jordan an. Mit der Taufe ist die Schuld vergeben und das neue Leben kann beginnen. Dieser Taufe unterzieht sich auch Jesus. Johannes erkennt in ihm den künftigen Messias. Johannes der Täufer wird schließlich unter dem König Herodes hingerichtet.
Baugeschichte
Die einschiffige Saalkirche aus Bruchstein mit ihrer halbrunden Apsis und dem Westquerturm stammt aus dem 11. Jahrhundert. Teile der Westwand und der Nordwestwand sind aus dieser Zeit noch erhalten. Im 12. Jahrhundert wird die Kirche umgebaut und der Turm höher gesetzt. Möglicherweise wurde zunächst der Kirchturm erbaut und später das Kirchenschiff herangesetzt. Dies würde die unterschiedlichen Gesteinsarten erklären. Sicher ist: Der Westquerturm wird im Verlauf der Baugeschichte zweimal erhöht, zuletzt 1313 unter Erzbischof Burchard III. Im selben Zeitraum wird das Kirchenschiff umgebaut und die Gesamtanlage stärker befestigt. Während der Belagerung Magdeburgs im Jahre 1631 schlagen die Kaiserlichen Feldherren Tilly und der Graf von Pappenheim ihr Hauptquartier in Ottersleben auf. Im Zusammenhang mit der Einnahme Magdeburgs wird das Dorf gebrandschatzt. Die Kirche brennt bis auf die Grundmauern nieder. Sie erfährt in den folgenden Jahren eine Nutzung als Schafstall. In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts erfolgt ihre Renovierung sowie der Anbau der Sakristei. Die Herrschaftsloge stammt aus dem 18. Jahrhundert. 1806 reißen die napoleonischen Soldaten das Gestühl aus der Kirche und nutzen die Kirche St. Johann der Täufer als Quartier. Vier Jahre später wird das Gebäude durch ein Feuer stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Schäden können erst 1814 behoben werden. 1930 wird die Kirche renoviert. Vor 1783 ist die Orgel in die Kirche eingebaut. Damit dürfte die Kirche eine der ältesten, noch spielbaren Orgeln Magdeburgs besitzen.
Kunstwerke
Der Kanzelaltar ist eine eindrucksvolle Arbeit aus der Barockzeit. Nähere Angaben fehlen leider. Eine interessante Arbeit ist der hölzerne Prunkepitaph des am 5. März 1700 verstorbenen Erbherrn Hans von Wüstenhoff. Aus dem späten 17. Jahrhundert stammt die erhaltene bemalte Balkendecke. In das 19. Jahrhundert gehört das hölzerne Taufbecken.
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Kirche "St. Maria Hilf" in Ottersleben:
Die erste vom heiligen Paulus initiierte europäische Kirche war das Haus der wohlhabenden Geschäftsfrau Lydia von Thyatira in Philippi ( Griechenland). Hier versammelte sich die erste Gemeinde auf europäischen Boden. Das Haus wurde zum Gotteshaus, zur Kirche. Als der Missionsvikar Diek vor ca. 140 Jahren nach Ottersleben kam, fand er einen reichen Stand Mittelbauern vor. Die aber waren evangelisch. Seine kleine, aber wachsende katholische Gemeinde bestand aus armen Arbeitern. Die konnten gewiss kein Haus zur Verfügung stellen. Also hieß es Ärmel aufkrempeln, reichlich Bettelbriefe an Freunde, Bekannte und vor allem an Wohlhabende schreiben - und dabei auf Erfolg angewiesen zu sein. Am 5. November 1893 schließlich kann der Grundstein für die katholische Kirche St. Maria - Hilf gelegt werden. Ein Jahr später ist die Kirche bereits geweiht.
Kunstwerke
Aus dem 15. Jahrhundert stammt der gotische Katharinenaltar. Er zeigt den Leidensweg der heiligen Katharina. Ihr Erkennungszeichen ist das Schwert, das zerbrochene Rad und die Bibel. Die Altarfenster sind Ende des 19. Jahrhunderts datiert. Sie zeigen Bilder aus dem Leben Marias: die Verkündung der Geburt Jesu, die Geburt Jesu und die Aufnahme Marias in den Himmel. Die aus Erfurt stammende Nachschnitzung der Schildauer Madonna ist eine Arbeit aus der Zeit nach 1960.
Baugeschichte
1864 gibt es in Ottersleben 42 katholische Familien mit 95 Kindern, allesamt arme Arbeiterfamilien. Eine katholische Erziehung findet so gut wie nicht statt. Der Priester Johannes Schröder ist entsetzt über den Zustand der katholischen Gemeine in Ottersleben. Er mietet 1863 in der damaligen Lemsdorfer Straße, heute Gernröder Straße, zwei Räume als Klassenzimmer und Lehrerwohnung für 120 Mark im Jahr. Freilich: Der Platz reicht für die Kinder nicht aus. Im selben Jahr wird ein Grundstück gekauft und darauf 1864 ein einstöckiges Missionshaus erbaut. Das Haus ist heute noch Gemeindehaus. 1892 betrug die Zahl der Katholiken schon fast 800. Hinzu kommen alljährlich 300-300 Saisonarbeiter, überwiegend aus polnischen Gebieten. 1894 wird schließlich die neue Kirche geweiht. Sie ist als neugotischer Backsteinbau aufgeführt.
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