Ja fürwahr, es gilt noch einen sechsten Goldenen Otter zu verleihen. Es handelt sich um den Ehren-Otter, der auf Vorschlag der Jury vergeben wird. Ich freue mich und bin dankbar, dass die Jury mich gebeten hat, die Laudatio für den Ehren-Otter zu halten. Ich mache das gern.
Der oder die Ausgezeichnete – ich will mal versuchen, die Spannung wenigstens für ein paar Sekunden zu halten – ist im wahren Wortsinn lebendiger Beweis dafür, dass bürgerschaftliches Engagement und auch ein Vereinsleben wie das des HVO immer nur in dem Maße aktiv und damit attraktiv gelingen können, wie sich Menschen auch wirklich konkret mit Wort und Tat einbringen.
Und der Heimatverein Ottersleben ist attraktiv. Das muss ich Ihnen ja wohl nicht sagen. Wir feiern heute 20 Jahre HVO und Sie sind dabei. Ich gratuliere ausdrücklich allen 320 Mitgliedern, dem langjährigen Vorsitzenden Kurt Petzerling, aber darüber hinaus natürlich auch jedem Ottersleber und jeder Ottersleberin. Was der Verein – auch gemeinsam mit anderen – hier auf die Beine stellt, ist einfach umwerfend. Magdeburg ohne Ottersleben und Magdeburg ohne den HVO wäre um vieles ärmer. Bleiben Sie also wie Sie sind: engagiert, kreativ, tatkräftig, quirlig - klar auch in den Worten und von mir aus dabei gern mitunter streitbar und provokativ.
Quirlig, tatkräftig, klar in den Worten? Da bin ich doch aber direkt bei der zu Ehrenden. Ja, es ist eine Frau – natürlich ist es eine Frau. Wort und Tat stimmen bei ihr überein. Und diese Frau kann viele Worte machen, das kann ich Ihnen sagen. Kommen wir also zu ihren vielen Taten – und ich kann mich wirklich nur auf eine kleine Auswahl beschränken.
Sie grillt nicht nur vorzüglich die Ottersleber Spezialität „Schlope“ – zum Heimatfest im September, zum Weihnachtsmarkt – dem ältesten Stadtteil-Weihnachtsmarkt in Magdeburg – und seit geraumer Zeit auch zum Ottersleber Kinderfest Anfang Juni. Nein, sie ist so etwas wie die heimliche Chefin am Schlope-Stand. Sie plant, organisiert, kauft ein, stellt die Grill-Truppe zusammen, entwirft einen Schlope-Dienstplan … und wehe, wenn es nicht läuft.
Sie ist nicht nur die Leiterin der Sportgruppe im Heimatverein. Ohne sie würde es die Sportgruppe gar nicht geben. Sie ist die Ideengeberin zur Gründung. Aber nicht nur das. Mir wurde berichtet, dass sie mit ihren 73 Jahren den jungen Dingern jeweils Dienstagabend in der Sporthalle in der Grundschule regelrecht etwas vorturnt.
Aber auch über die einstigen Dorfgrenzen hinaus ist sie aktiv. Seit mehr als zehn Jahren sitzt sie mindestens zweimal im Monat am Elterntelefon des Kinderschutzbundes. Seit etlichen Jahren ist sie bei der Telefonseelsorge von evangelischer und katholischer Kirche dabei. Sie hört sich geduldig Sorgen und Ängste an, gibt einfühlsam Rat.
Es gäbe noch so sehr viel mehr zu würdigen: Ja, auch der Chor des Heimatvereins – wir haben ihn gehört - würde ohne sie anders klingen. Der neue Vereinstreff des Heimatvereins am Eichplatz mit seinen Angeboten für Spieleabende oder Compuer-Kurse käme bestimmt bei weitem nicht so lebendig rüber. Die Gemeinwesenarbeit für den Stadtteil in der GWA-Gruppe wäre ohne sie schlichtweg orientierungslos. Denn sie führt das GWA-Protokoll - einige meinen gar, sie führt die Regie.
Und dabei ist sie doch „nur“ eine Hinzugezogene (Eine Tauetreckte, wie Ihr hier im Dorf sagt). Es ist noch keine 20 Jahre her, dass sie mit ihrem Mann hierher gezogen ist. Und so ist sie auch ein lebendiger Beweis dafür, dass Zugezogene in Ottersleben eine Chance auf gesellschaftliche Integration haben. Sie ist heute eine Ottersleberin mit Leib und Seele - und vor allem mit viel, viel Herz. Da wo sie ist, steppt der Otter.
Nicht wenige in Ottersleben sagen: Eine Aufzählung all ihrer Tätigkeiten erübrigt sich, sie ist allen bekannt. Sie ist so etwas wie die gute Seele des Heimatvereins. Die Jury sagt, und ich kann dem nur beipflichten: Recht habt Ihr. Und daher geht der Ehren-Otter 2015 an Frau Elvira Schulze.
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